Dieses Jahr will ich einem ernsteren Thema Platz auf diesem Blog zu widmen. Mir erscheint es, dass viele Menschen selbstzerstörerisch handeln und vergessen haben, wo & wie sie ihr Glück finden, sich zu stark irgendwelchen rigorosen Konventionen unterordnen statt sich selbst zu folgen. Deshalb erscheint hier nun jeden Monat einen Gastbeitrag zum bewusst offen gehaltenen Thema "Selbstliebe". Menschen teilen ihre Geschichten & Gedanken.
Der erste bewegende Beitrag ist von Nina Gmeinder; vielen Dank für dein Offenheit!
Hallo ihr lieben Leser,
ich freue mich sehr, an dieser Aktion teilnehmen zu dürfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch die Zeit nehmen würdet, meine Geschichte zu lesen. Das Thema ist mir wirklich wichtig. Falls ihr Kontakt zu mir aufnehmen möchtet, findet ihr hier meinen Blog:
→http://woodheart.de/
Es war dunkel. Ich fühle mich, als sei ich in einem dunklen Loch gefangen - dabei war ich gerade erst in der fünften Klasse, 10 Jahre alt. Ein unschuldiges, junges Mädchen. Heute bin ich 17 Jahre alt, gehe in die zwölfte Klasse des Gymnasiums, schreibe dieses Jahr mein Abitur, und möchte euch meine Geschichte erzählen.
Ich war nie ein hübsches Mädchen. Mit acht Jahren musste ich mir meine Haare raspelkurz schneiden lassen, nachdem ich mich bei einem Mitschüler mit Kopfläusen angesteckt hatte. Fortan wurde ich nicht als Mädchen akzeptiert - die Hölle für mich begann. Während der Grundschule hielt sich alles noch in Grenzen, oder ich nahm die Mobbing-Attacken einfach noch nicht bewusst war. Richtig heftig wurde es, als ich nach der Grundschule auf ein Gymnasium kam. Dort kannten sich bereits alle in der Klasse, nur ich war neu - und fortan das Opfer. Die Anlässe für die Mobbing-Attacken waren zum Teil wirklich dermaßen bescheuert - ich wurde niedergemacht, wenn ich nur ein neues Mäppchen hatte. Sie suchten krampfhaft nach immer wieder neuen Gründen, um mich fertig zu machen. Während der zwei Jahre, die ich auf diesem Gymnasium verbrachte, ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Ich erfand Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen, teilweise sogar Krankheiten oder Verletzungen. Ich wurde mit Worten beschimpft und nieder gemacht, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Ich verbrachte so gut wie jede Pause alleine, sei es die große Pause oder die Mittagspause gewesen. Ich hatte keinerlei Freunde, war auf mich allein gestellt - dabei hatte ich nie jemandem aus der Klasse etwas getan. Zum Glück haben meine Eltern zu mir gehalten, doch auch deren Bemühungen waren erfolglos. An Elternabenden wurde das Thema oft besprochen, jedoch wurde das Problem von den betroffenen Eltern der Mobber-Kinder herunter gespielt. Sie verschlossen die Augen vor der Wahrheit, wie ihre Kinder mit anderen Kindern umgingen, wie sie mich als ihr "Opfer" ansahen. ,,Mein Kind hat niemals so viel Macht in der Klasse, auch wenn sie Klassensprecherin ist!", ja, richtig gelesen: Gerade die Klassensprecherin war diejenige, die mich regelrecht fertig machte, vor der ganzen Klasse. Ihre Mutter wollte das nicht wahrhaben, unsere damalige Klassenlehrerin schob die Schuld auf mich selbst. Auf mich, das kleine, zehnjährige Mädchen. Keiner, außer meine eigene Familie, war für mich da. Weder der Rektor, noch ein Lehrer, noch eine der Eltern.
Die Hölle endete erst, als ich die Schule wechselte. Ab diesem Zeitpunkt wurde alles besser - ich fand Anschluss, hatte endlich Freunde und war glücklich. Die zwei schlimmsten Höllenjahre sind nun fünf Jahre her, trotzdem verfolgen sie mich noch heute. Ich habe weiterhin Angst, nicht akzeptiert zu werden, traute mich bis vor Kurzem kaum allein in die Stadt, hatte bis vor kurzem kein Selbstwertgefühl. Doch seitdem ich meinen "neuen" Freund (seit acht Monaten) habe, änderte sich alles. Er baut mich auf, zeigt mir, wie toll ich eigentlich bin und wie ungerecht das Verhalten der anderen damals war.
Heute werde ich beneidet - um meine Figur, mein Aussehen allgemein. Mein Talent für die Photografie, mein künstlerisches Talent.
Heute bin ich wirklich ich. Ich habe gelernt, mit meiner Vergangenheit umzugehen, und damit einigermaßen abzuschließen. Ich habe meinen Schutzwall abgelegt - und kann jetzt endlich ich selbst sein. Fröhlich, unternehmenslustig, einfach glücklich. So schätzen und lieben mich meine mittlerweile recht vielen Freunde, so liebe ich mich selbst.
Ich teile mein neues Leben auf meinem Blog
→http://woodheart.de/ . Das ist der Grund, warum ich jetzt eigentlich blogge. Ich bin mit meiner Geschichte bisher nie an die Öffentlichkeit gegangen, meine Leser wissen nichts davon. Ich möchte anderen zeigen, wie schön das Leben sein kann, und dass man es achten sollte.
Ich bitte euch wirklich darum, euer eigenes Verhalten zu überdenken. Ihr wisst nicht, was ihr allein durch Worte bei einer Person anrichten könnt - teilweise leidet diese ihr Leben lag darunter.
Schaut nicht weg, wenn ihr so etwas mitbekommt. Helft der Person, zeigt ihr, dass sie nicht allein ist - so jemand hatte ich mir während der ganzen Zeit über gewünscht.
Falls auch ihr meinem neuen Leben folgen wollt, werdet Leser meines Blogs unter
→http://woodheart.de/ . Ich würde mich wirklich ehrlich freuen. Dort wird auch demnächst ein Post meinerseits zum Thema Cyber-Mobbing erscheinen.
Bis dahin wünsche ich euch, dass ihr nie in eine solche Situation kommt - glaubt mir, es ist wirklich heftig.
Ich wünsche euch das Allerbeste!