MOBBING IN DER SCHULE // GASTBEITRAG VON NINA GMEINDER

14.1.13

Dieses Jahr will ich einem ernsteren Thema Platz auf diesem Blog zu widmen. Mir erscheint es, dass viele Menschen selbstzerstörerisch handeln und vergessen haben, wo & wie sie ihr Glück finden, sich zu stark irgendwelchen rigorosen Konventionen unterordnen statt sich selbst zu folgen. Deshalb erscheint hier nun jeden Monat einen Gastbeitrag zum bewusst offen gehaltenen Thema "Selbstliebe". Menschen teilen ihre Geschichten & Gedanken. 

Der erste bewegende Beitrag ist von Nina Gmeinder; vielen Dank für dein Offenheit!

Hallo ihr lieben Leser,

ich freue mich sehr, an dieser Aktion teilnehmen zu dürfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr euch die Zeit nehmen würdet, meine Geschichte zu lesen. Das Thema ist mir wirklich wichtig. Falls ihr Kontakt zu mir aufnehmen möchtet, findet ihr hier meinen Blog: http://woodheart.de/

Es war dunkel. Ich fühle mich, als sei ich in einem dunklen Loch gefangen - dabei war ich gerade erst in der fünften Klasse, 10 Jahre alt. Ein unschuldiges, junges Mädchen. Heute bin ich 17 Jahre alt, gehe in die zwölfte Klasse des Gymnasiums, schreibe dieses Jahr mein Abitur, und möchte euch meine Geschichte erzählen.

Ich war nie ein hübsches Mädchen. Mit acht Jahren musste ich mir meine Haare raspelkurz schneiden lassen, nachdem ich mich bei einem Mitschüler mit Kopfläusen angesteckt hatte. Fortan wurde ich nicht als Mädchen akzeptiert - die Hölle für mich begann. Während der Grundschule hielt sich alles noch in Grenzen, oder ich nahm die Mobbing-Attacken einfach noch nicht bewusst war. Richtig heftig wurde es, als ich nach der Grundschule auf ein Gymnasium kam. Dort kannten sich bereits alle in der Klasse, nur ich war neu - und fortan das Opfer. Die Anlässe für die Mobbing-Attacken waren zum Teil wirklich dermaßen bescheuert - ich wurde niedergemacht, wenn ich nur ein neues Mäppchen hatte. Sie suchten krampfhaft nach immer wieder neuen Gründen, um mich fertig zu machen. Während der zwei Jahre, die ich auf diesem Gymnasium verbrachte, ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Ich erfand Ausreden, um nicht in die Schule zu müssen, teilweise sogar Krankheiten oder Verletzungen. Ich wurde mit Worten beschimpft und nieder gemacht, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Ich verbrachte so gut wie jede Pause alleine, sei es die große Pause oder die Mittagspause gewesen. Ich hatte keinerlei Freunde, war auf mich allein gestellt - dabei hatte ich nie jemandem aus der Klasse etwas getan. Zum Glück haben meine Eltern zu mir gehalten, doch auch deren Bemühungen waren erfolglos. An Elternabenden wurde das Thema oft besprochen, jedoch wurde das Problem von den betroffenen Eltern der Mobber-Kinder herunter gespielt. Sie verschlossen die Augen vor der Wahrheit, wie ihre Kinder mit anderen Kindern umgingen, wie sie mich als ihr "Opfer" ansahen. ,,Mein Kind hat niemals so viel Macht in der Klasse, auch wenn sie Klassensprecherin ist!", ja, richtig gelesen: Gerade die Klassensprecherin war diejenige, die mich regelrecht fertig machte, vor der ganzen Klasse. Ihre Mutter wollte das nicht wahrhaben, unsere damalige Klassenlehrerin schob die Schuld auf mich selbst. Auf mich, das kleine, zehnjährige Mädchen. Keiner, außer meine eigene Familie, war für mich da. Weder der Rektor, noch ein Lehrer, noch eine der Eltern.

Die Hölle endete erst, als ich die Schule wechselte. Ab diesem Zeitpunkt wurde alles besser - ich fand Anschluss, hatte endlich Freunde und war glücklich. Die zwei schlimmsten Höllenjahre sind nun fünf Jahre her, trotzdem verfolgen sie mich noch heute. Ich habe weiterhin Angst, nicht akzeptiert zu werden, traute mich bis vor Kurzem kaum allein in die Stadt, hatte bis vor kurzem kein Selbstwertgefühl. Doch seitdem ich meinen "neuen" Freund (seit acht Monaten) habe, änderte sich alles. Er baut mich auf, zeigt mir, wie toll ich eigentlich bin und wie ungerecht das Verhalten der anderen damals war.

Heute werde ich beneidet - um meine Figur, mein Aussehen allgemein. Mein Talent für die Photografie, mein künstlerisches Talent.

Heute bin ich wirklich ich. Ich habe gelernt, mit meiner Vergangenheit umzugehen, und damit einigermaßen abzuschließen. Ich habe meinen Schutzwall abgelegt - und kann jetzt endlich ich selbst sein. Fröhlich, unternehmenslustig, einfach glücklich. So schätzen und lieben mich meine mittlerweile recht vielen Freunde, so liebe ich mich selbst. Ich teile mein neues Leben auf meinem Blog http://woodheart.de/ . Das ist der Grund, warum ich jetzt eigentlich blogge. Ich bin mit meiner Geschichte bisher nie an die Öffentlichkeit gegangen, meine Leser wissen nichts davon. Ich möchte anderen zeigen, wie schön das Leben sein kann, und dass man es achten sollte.

Ich bitte euch wirklich darum, euer eigenes Verhalten zu überdenken. Ihr wisst nicht, was ihr allein durch Worte bei einer Person anrichten könnt - teilweise leidet diese ihr Leben lag darunter.

Schaut nicht weg, wenn ihr so etwas mitbekommt. Helft der Person, zeigt ihr, dass sie nicht allein ist - so jemand hatte ich mir während der ganzen Zeit über gewünscht. Falls auch ihr meinem neuen Leben folgen wollt, werdet Leser meines Blogs unter http://woodheart.de/ . Ich würde mich wirklich ehrlich freuen. Dort wird auch demnächst ein Post meinerseits zum Thema Cyber-Mobbing erscheinen.

Bis dahin wünsche ich euch, dass ihr nie in eine solche Situation kommt - glaubt mir, es ist wirklich heftig.

Ich wünsche euch das Allerbeste!

Nina von http://woodheart.de/


6 comments:

  1. Krass! Du bist stark.
    Ich war nie das Opfer, war aber hab mich mit einem Mädchen angefreundet, dass in meiner Klasse war und während dieser Zeit gemobbt wurde. Hart. Ständig war sie am Ende. Aber ich hab am Ende bemerkt, dass ihr Charakter tatsächlich nicht so ehrlich ist. Trotzdem, kein Mensch hat sowas verdiehnt.

    Ich wünsche dir alles Gute :*

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    1. Danke. So ungefähr ging es mir auch - ich war auch ständig am Ende.

      Natürlich ist das von Fall zu Fall unterschiedlich und teilweise sind die Menschen dann auch wirklich selbst schuld daran, meistens werden die Opfer aber leider willkürlich gewählt.

      Danke, dir auch alles Gute :)

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  2. Du sprichst mir aus der Seele.
    Ich bin mittlerweile fast 20 Jahre alt und traue mich immernoch nicht alleine in die Stadt obwohl ich mittlerweile 20km entfernt eine Ausbildung mache, viele Freunde habe und Leute die mich mögen so wie ich bin.
    doch in meiner Heimatstadt setze ich keinen Fuß vor die Tür aus Angst den alten Leuten zu begegnen...

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  3. Ja Mobbing ist ein Thema was wirklich mal so gesagt werden muss wie du, denn es gibt viele die Mobben aber wenige die erzählen wie es ist gemobbt zu werden.

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  4. oh gott, wie schrecklich.
    ich hasse eltern, die denken, ihre kinder wären perfekt und würden nie was falsch machen. hier sieht man, dass die eltern hätten eingreifen müssen! traurig...

    lg
    svetlana

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  5. Liebe Nina,
    so etwas schlimmes zu lesen bestürzt mich sehr. Das komplette Lehrerkolloqium hat meines Erachtens versagt. Leider ist es so, dass es immer noch schwer ist, Mobbingopfern zu helfen, obwohl es dafür zwischenzeitlich sehr harte Gesetze gibt. Ich musste selber schon beobachten, wie ein männlicher Angestellter von einer Vorgesetzten aus dem Job gemobbt worden ist. Dieser musste vor Gericht gehen und bekam auch Recht und seinen Job wieder, aber obwohl die Angestellte schon seit Jahren dafür bekannt ist unter der Hand kann man Ihr Mobbing nicht nachweisen, weil alle Zeugen gegen sie vor Angst vor Konsequenzen nicht gegen sie aussagen wollten...und das war nicht die erste Person, die wegen Ihr den Job verloren hatte.
    Ich kann mich Dir nur anschliessen, das Leid von Mobbingopfern ist groß und man kann sehr willkürlich zu einem solchen werden. Es muss nur jemand geben an der Arbeit, der in der Hierarchie über einem steht und dem Deine Nase nicht passt. Ein falsches Wort an falscher Stelle und zack wird z.B. Deine Stelle nicht verlängert.
    Also bitte an alle: Unterstützt sowas nicht, indem Ihr selber Täter seid oder wegschaut. Das Leben ist schon hart genug und wir sind alles Menschen.

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