Wer ausgecheckt ist, dem liegt die Welt zu Füssen. Jeden Monat warte ich nun wie gespannt vor dem Computer um zu sehen, ob meine Wünsche in Erfüllung gegangen sind. Wünsche? Weihnachten ist doch noch weit entfernt?! Genau, ich spreche hier auch nicht von Geschenken sondern von Flugpräferenzen. Um allen Arbeitenden das Leben so angenehm wie möglich zu machen, kann man für den Folgemonat Destinationen, Regionen oder Aufenthaltsdauern eingeben. Oder man wünscht sich, mit einem Kollegen zu fliegen. Oder alles zusammen. Manchmal klappt es, manchmal nicht… Letztens wünschte ich mir mit einem Freund zusammen New York. Wir haben einen Flug bekommen – vor Freude tanzte ich vor dem Computer.
Natürlich ist der Flug nach New York immer noch Arbeit und das Layover immer noch gleich lang, doch zusammen mit einer lieben Person macht alles doppelt so viel Spass. Die Pläne für New York waren schon lange gemacht und wir beide schon unterwegs nach Genf als uns das Telefon der Dispo erreichte: Aufgrund von Anschlusspassagieren sei der Flug um zwei Stunden verspätet. Kein Problem, wir sind ja flexibel und wer bleibt schon lieber länger Zuhause, wenn man stattdessen den Genfer Flughafen erkunden kann. Die gute Laune liessen wir uns nicht nehmen, wir assen gemütlich zu Mittag und fühlten uns gestärkt für den Flug. Als im Briefing die Piloten eine Flugzeit von über acht Stunden ankündigte, schluckte ich leer – wir hatten Plätze im Broadway reserviert und die Zeit lief uns davon…
Boarding, Passagiere, Flug: alles verlief reibungslos. Die Crew war sehr nett und zuvorkommend – so konnten wir beide zusammen arbeiten obschon, wir fast die jüngste Seniorität und somit normalerweise kaum Wahl bei den Arbeitsposition hätten. Die Passagiere waren angenehm und offen. Wie wir freuten auch sich die meisten auf Amerika, wo sie Ferien verbringen, Familie besuchen oder interessante Geschäfte erledigen würden. Ich arbeitete im Business-Class-Galley und dank der entspannten Hilfe aller, kam nie Arbeitsstress auf. Einzig die Zeit rannte davon. Als wir eine kurze Pause hatten, malten sich mein Kollege und ich aus, wie wir direkt in Uniform aus dem Crew-Bus springen und zum Broadway stressen würden. Die Koffer könnten wir im Notfall ja unseren Kollegen mitgeben…
Als wir endlich in New York landeten wünschten mir beim Aussteigen viele Passagiere einen schönen Abend und viel Spass im Musical; mein Kollege hatte anscheinend der halben Business-Kabine von unseren Plänen und Sorgen erzählt. Ich war erleichtert, die Zeit schien noch im Rahmen zu sein. Ausserdem hoffte ich auf wenig Verkehr. Doch weit gefehlt: während der Verkehr wirklich fast ausblieb, ging die Immigration ewig. Vor uns wartet eine grosse Crew und nur ein Schalter stand offen. Endlich im Hotel hatten wir gerade mal 30 Minuten zum Duschen und chic machen. Erst als ich im Minskoff Theatre an einem Champagner nippte und die Show begann, entspannte ich mich und konnte glauben, dass es doch noch gereicht hatte. Kurz darauf war ich vom Gesang, den spektakulären Kostümen und dem Farbrausch verzaubert.
Mit einem lieben Freund habe ich Lion King in New York gesehen – ein unvergessliches Erlebnis!!
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